Egal wo man auch hinfährt, meistens bekommt man irgendwo eine Pizza. Und was gibt es Naheliegenderes, als sobald wie möglich solch eine lokale Pizza zu essen. Es soll jetzt keine Debatte über Gastroimperialismus oder Globalisierung der Essgewohnheiten losgetreten, sondern einfach probiert werden. Hmhmh. Seid kurzem hält sich der verantwortliche Pizzabäcker dieser Webseite nämlich aus arbeitstechnischen Gründen in Neuseeland auf.
gemütlich im Gras sitzend verspeist |
Im kleinen Städtchen Hastings gibt es jeden Sonntag einen Farmers Market, auf dem regionale Produzenten ihre Produkte anbieten, hauptsächlich Obst und Gemüse, jedoch auch viele handwerklich gefertigte Delikatessen und Backwaren. Natürlich dürfen auch die Fressstände nicht fehlen, und so fiel mein Auge gleich auf den am Eingang geparkten Wagen des Pizza Guy. Er rühmt sich selbst als erste mobile Pizzeria Neuseelands. Zur Auswahl standen fünf Beläge, die man nach Lust und Laune kombinieren konnte. Musste ich natürlich gleich probieren. Stellt Euch ein langgezogenes I in der Pizza vor, Piiiiiiiiizza. Klingt lustig, aber so spricht man hier.
die Bedientheke des Pizza Guy |
12 $ pro Pizza. Eine lange Schlange vor dem Backwagen ließ eigentlich nur Gutes erwarten. Als ich schließlich an der Reihe war, ließ ich mir meine Pizza mit Bacon, Mozzarella und Tomaten belegen (Pizzasoße gab’s keine). Das Belegen geschah in einem abgetrennten Bereich im hinteren Teil des Wagens, leider nicht sichtbar für die Kunden (ein bisschen mehr Showbacken wäre bestimmt nicht nachteilig, gerade wenn man sich publikumswirksam mitten auf einen belebten Markt stellt). Als meine Pizza in den Ofen geschoben wurde, dachte ich mir, in ein paar Minuten hast du sie. Pustekuchen, die Pizza blieb über sechs Minuten im Ofen.
In sechs Stücke geteilt wurde sie mir dann auf einem Pappteller überreicht. Geschmacklich war nichts auszusetzen, sie schmeckte lecker. Jedoch wurde bei der Zubereitung weder Rücksicht auf einen Pizzarand noch auf einen halbwegs vernünftigen Teig gelegt. Es handelte sich wohl um einen frisch zubereiteten, extrem dünn mit dem Nudelholz ausgerollten Teig. Durch das sehr dünne Ausrollen und die zu lange Backzeit bei niedriger Temperatur war der Teig sehr hart und brach beim Essen im Mund regelrecht durch. Aber abgesehen vom Teig war die Pizza geschmacklich in Ordnung.
Interessanterweise bäckt der Pizza Guy seine Pizza nicht in einem richtigen Pizzaofen, sondern in einem Brotbackofen der Firma Häussler mit Sitz in Heiligkreutztal, Deutschland. Durch die indirekte Befeuerung erreichte dieser Ofen nicht die für eine Pizza nötige Temperatur von ca. 400°C, das Thermometer zeigte zum Zeitpunkt meiner Bestellung gerade einmal 280°C an.
der Häussler Backofen |
Super Idee, mit einer mobilen Pizzeria auf Bauernmärkte zu fahren, gerade wenn sie wie in Hastings eine enorme touristische Anziehungskraft genießen. Und die vielen Kunden beweisen dem Pizza Guy, dass seine Pizza ankommt. Aber, lieber Pizza Guy, noch ein bisschen mehr auf den Teig, einen schönen Rand und vor allem die Backtemperatur achten, und du bekommst auch von mir ein sehr gut.
Die Infos auf der Webseite des Pizza Guy helfen ein bisschen, das oben Geschriebenes zu verstehen: es handelt sich um einen nach Neuseeland emigrierten Deutschen, der „französische“ Pizza bäckt, in Anlehnung an Flammkuchen. Somit ist auch die rand- und soßenfreie sowie sehr knusprige Pizza zu verzeihen.
Pizza mit Bacon, Tomaten und Mozzarella (ohne Pizzasoße) |
Jetzt gilt es weitere Pizzerien hier Down-Down-Under durch zu probieren. Leider machen sich die Pizzaketten auch im abgelegenen Neuseeland breit, allen voran die olle rote Hütte und der Laden mit den Dominos im Logo (ich will für diese beiden Gastroimperialisten keine Keywords auf meiner Seite haben, deswegen verzichte ich auf Nennung des Namens). Aber es gibt auch ein paar kleine, selbstständige Pizzerien, von denen ich einigen im Laufe meines Aufenthaltes sicher mal einen Besuch abstatten werde.
Ciao und viel Erfolg bei der Zubereitung Eurer selbstgemachter Pizza!
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