Kaffee Pads – Abzocke und Umweltproblematik

Folgender Artikel ist pizzatechnisch off-topic, trotzdem möchte ich ihn auf diesem Blog veröffentlichen. Aufgrund der mittlerweile sehr hohen Zahl an Lesern soll er vor allem die kaffeetrinkenden Pizzafans erreichen.
Bisher kam ich mit Kaffeepads- oder kapseln kaum in Berührung. Seit dem Umzug in eine neue WG jedoch  nutzte ich in den ersten Tagen die vorhandene Padmaschine. Sie war extrem praktisch, der Kaffee innerhalb kurzer Zeit zubereitet und die Pads können kompostiert werden. Ich war nur vom Geschmack nicht wirklich überzeugt. Aber das lag vielleicht an den verwendeten Pads oder meiner Gewöhnung an sehr guten Espresso.
File:Kaffeepad Senseo.jpghttps://i1.wp.com/upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f8/Nespresso-Kapseln.jpg?resize=320%2C140
Pads und Kapseln (Quelle: Wikipedia.org) 

Als ich an der Reihe war, neue Pads zu kaufen, traute ich meinen Augen kaum. Da kosteten 16 Pads einer bekannten Marke 2,29 €. Das entsprach einem Kilopreis von 19,90 €. Das war weitaus mehr, als ich bisher für meinen fair gehandelten Biokaffee ausgegeben hatte.

teilweise drei mal teurer als herkömmlicher Kaffee

Alle großen Supermärkte und Discounter werben mit reduzierten Kaffeepreisen. Ein Überblick über das aktuelle Angebot von Rewe: Röstkaffee gibt es ab 5,18 € das Kilo. Bohnen bewegen sich in ähnlichen Preisklassen. Es sei erstmal dahingestellt, ob solch ein Preis ethisch zu rechtfertigen ist oder nicht.  Daneben im Regal stand fair gehandelter Bio-Röstkaffee von Rewe Bio für 11,38 € pro Kilo. Eine auch von mir gern getrunkene Espresso-Röstung (ebenfalls fair und bio) gibt es für 15,20 € je Kilo.

Senseo-Pads kosten von 19,90 € bis zu 27,10 pro Kilo  je nach Sorte. Nespresso-kompatible Kapseln von Caffe Vergnano gibt es bei Rewe für 49,90 € pro Kilo. Die Pads der Rewe-Eigenmarke ja gibt es für 11,00 €.

Eine Differenz der Rewe Eigenmarke von sage und schreibe 5,82 € (oder doppelt so teuer) je Kilo bei Pads und herkömmlichem Kaffee bei vermutlich gleicher Qualität ist doch erstaunlich. Die teureren Markenprodukte bewegen sich in weitaus höheren Preisunterschieden bei ihren traditionellen Kaffeeverpackungen und den modernen Pads und Kapseln.

Die Verbraucherzentrale Bayern hat ausgerechnet (Quelle: Artikel auf T-Online.de ), dass pro Tasse Padkaffe bei Markenpads- bzw. kapseln 22 Cent und mehr fällig werden. Bei herkömmlichem Kaffeepulver kostet eine Tasse hingegen nur zwischen 7 und 10 Cent. Je nach Hersteller sind die Preise bei Padkaffee pro Tasse also dreimal so hoch bei vermutlich gleicher Qualität.

Pads aus Zellstoff haben immerhin den Vorteil, dass sie kompostierbar sind. Anders sieht es bei Kapseln aus Aluminium aus. Allen voran geht die Firma Nestlé mit der Marke Nespresso. Für über 40 Cent pro Kapsel/Tasse Kaffee zählt sie zu den teuersten Anbietern. Aluminium ist zu einhundert Prozent recyelbar und ein sehr wertvoller Rohstoff. Pro Kapsel fällt ca. 1 g dieses Materials an. Bis auf einige Ausnahmen in Österreich und der Schweiz kümmert sich Nespresso nicht um ein Recycling seiner Kapseln.

Bekannt wurde Nespresso durch Werbespots mit George Clooney und vor allem durch eine Parodie dieses Spots der Schweizer Organisations Solidar Suisse, welche den hohen Preis und eine fehlende Fairtrade-Zertifizierung anprangert.  Mittlerweile ist angeblich 10% des Nespressokaffees fair gehandelt. Unter anderem aufgrund einer großen Protestaktion im Rahmen der oben genannten Parodie.
Fairtrade bei hohem Preisniveau leicht möglich
Worauf soll dieser Beitrag hinauslaufen? Für den Preis, den selbst die Eigenmarken der Disounter für ihre Kaffeepads verlangen, ist eine durchgehende Bio- sowie Fairtrade-Zertifizierung des Kaffees leicht möglich.
https://i2.wp.com/www.fairtrade-deutschland.de/fileadmin/images/globals/transfair_logo.png?resize=153%2C200https://i2.wp.com/www.dailygreen.de/wp-content/uploads/2009/09/pixelio-fair-s-hofschlaeger.jpg?resize=320%2C180
 Fairtrade (Quelle: Wikipedia.org, dailaygreen.com)
Als Beispiel soll der fair gehandelte Bio-Espresso von Rewe Feine Welt sowie Kaffee aus mexikanischen Kooperativen von Café Libertad aus Hamburg gelten.
Rewe nimmt für seine leckere Röstung pro 250 g 3,79 €. Das entspricht einem Kilopreis von 15,20 €. Nur geringfügig mehr, als selbst Discounter für ihre billigsten Pads verlangen.
Café Libertad kann aufgrund der fehlenden Zwischenhändler trotz sehr kleiner Importmengen seinen Bio- und Fairtrade Espresso ebenfalls für ca. 15 € pro Kilo anbieten. Wenn die Nachfrage steigt, wird auch das Angebot mitziehen. Wir Verbraucher haben die Macht, dies zu veranlassen!
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fairer Kaffee von Rewe und Café Libertad (Quelle: Rewe-feine-welt.de, cafe-libertad.de)
Die Verbraucherzentrale Bayern hat ausgerechnet, dass beim Konsum von 2 Tassen Kaffee pro Tag mehr als 100 € Mehrkosten im Jahr anfallen, sollte der Konsument von herkömmlichem Röstkaffee auf Pads oder Kapseln umsteigen.
Und alle machen mit. Wenn aber beispielsweise der Milchpreis von 51 auf 57 Cent pro Liter ansteigt oder aber die Ausgaben für Strom pro Haushalt um 35 € im Jahr steigen, dann gehen die Menschen, vor allem aber die konservativen Medien aus dem Hause Axel Springer, auf die Barrikaden und verteufeln EEG und die raffgierigen Bauern.
Verbraucher – unkritisches Gewohnheitstier
Der Kaffeepreis bzw. die Herstellungsbedingungen interessieren die Kunden bis auf wenige Ausnahmen jedoch kaum. Wie könnte sonst die Firma Nestlé in der Nähe von Schwerin für 220 Mio. Euro ein neues Kapselwerk errichten, welches 10 Mio. Kapseln pro Tag produzieren soll.
Es lässt sich also leicht erkennen, dass die Umstellung auf Pads und Kapseln für die kaffeeverarbeitenden Firmen eine extrem lukrative Goldgrube ist. Unkritische und faule Verbraucher sind die stillen Helfer. Sie verbessern durch den Konsum von Portionskaffee allein den Gewinn der Firmen. Umweltprobleme und vor allem die extreme, oftmals von Kindern durchgeführte Arbeit auf den Plantagen ändern sich durch die enormen Preise jedoch nicht.
Die einzige Lösung, welche sich meiner Meinung nach im Moment anbietet, ist die Umstellung auf fair gehandelten Kaffee. Und das Interessante an der Geschichte: es kostet in jedem Fall weniger, sich mit fair gehandeltem Kaffee zu versorgen als mit Pads oder Kapseln. Und die Zubereitung in der French Press, dem Espresso-Kocher oder der herkömmlichen Kaffeemaschine ist zeitlich kaum aufwendiger als die Nutzung einer Padmaschine. Und wer das nötige Kleingeld hat, der leistet sich eine teure Kaffeemaschine, welche die Bohnen für jedes Brühen frisch mahlt.
File:Moka crema1.JPG
Guter alter Espressokocher (Quelle: Wikipedia.org)
Ich habe mir nun wieder einen Espressokocher angeschafft (für 7,99 € bei TK-Maxx, italienisches Fabrikat) und genieße meinen selbstgekochten und fair gehandelten Kaffee, ohne mich über hohe Preise und oftmals schlechtes Aroma der Pads aufregen zu müssen. Das gesparte Geld stecke ich lieber in den Einkauf für die Zutaten der nächsten Pizza!
weiteres Infos:

1 Comment

  • Gourmesso

    17. März 2014 at 16:57 Antworten

    Ich finde die Idee der Kaffeepads und Kaffeekapseln sehr gut, sie schmecken mir auch.
    Das Problem der Verpackung muss jedoch definitiv gelöst werden, sonst sitzen wir bald in den Kapselmüll.

    Christian

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